Seit dem Herbst 2022 ist das Jüdische Museum Berlin (JMB) mit einer neuen mobilen Ausstellung deutschlandweit on.tour!
Am 13. und 14.03.2023 kamen Frau Schröder und Frau Liraz vom Jüdischen Museum Berlin als Vermittlerinnen mit ihrem bis unters Dach vollgepackten on.tour-Bus an unsere Oberschule in Briesen.
Bereits zum zweiten Mal seit dem Bestehen unserer Oberschule hatten die Schüler*innen aller unserer Klassen die Gelegenheit, durch die Auseinandersetzung mit der „Wanderausstellung“ des JMB ihre Kenntnisse zur Vielfalt jüdischer Kultur, Religion, Geschichte und Gegenwart zu vertiefen.
In Workshops (zu je drei Unterrichtsstunden pro Klasse) setzten sie sich gemeinsam mit den Vermittlerinnen mit Themen und Inhalten aus der neuen Dauerausstellung des JMB auseinander: Was heißt es eigentlich, jüdisch zu sein? Welche Gebote gibt es im Judentum? … Und wie streng halten sich Juden an all die verschiedenen Vorschriften? Oh! Tattoos sind zum Beispiel verboten, da der von Gott geschenkte Körper nicht beschädigt und verletzt werden darf. ABER: Im Judentum wird ständig auch darüber diskutiert, wie aktuell und in der heutigen Zeit überhaupt durchsetzbar die einzelnen Gebote sind. Ergebnis der Diskussion: Liberale Juden lassen sich Tattoos stechen.
Besonders ansprechend war für die Schüler*innen der Klassen 7 – 10, dass sie sehr viel eigenständig arbeiten konnten, sie hatten ständig etwas zu tun. Die beiden Vermittlerinnen waren perfekte Diskussionspartner, die den Jugendlichen sehr zugewandt jede nur denkbare Frage beantworteten.
In Sitzkisten versteckt befanden sich die Ausstellungsstücke der Wanderausstellung. In kleinen Gruppen haben sich die Schüler*innen mithilfe dieser Ausstellungsstücke Kenntnisse zu bestimmten Themen (Schrift und Sprache, Zivilisationsbruch, Liebe und Sexualität, …) angeeignet und anschließend der gesamten Klasse präsentiert.
Besonders ein tatsächlich funktionierendes Mini-Modell der Thora, der heiligen Schrift des Judentums, und der dazugehörige Lesestab „Jad“ („Hand“) fanden in jeder der 4 Workshops reges Interesse. Aber auch die Kopie eines jahrhundertealten Hochzeitsringes zog die Blicke auf sich. Natürlich gab es ebenso zu dem Stolperstein viele Fragen… vermutlich wurde einigen erstmals bewusst, dass Juden auch in ihrem unmittelbaren Umfeld leben und immer schon gelebt haben. Die Vorstellung, dass ein in den Bürgersteig eingelassener Stolperstein anzeigt, dass dieses Haus die letzte Wohnstätte eines während des nationalsozialistischen Holocaust/ der Schoah (hebräisch: „die Katastrophe“, „das große Unglück/Unheil“) deportierten und ermordeten Menschen war, sorgte für Betroffenheit. Vielen Schüler*innen waren in verschiedenen Städten bereits Stolpersteine aufgefallen.
Wir möchten uns recht herzlich bei den Vermittlerinnen des Jüdischen Museums Berlin, Frau Schröder und Frau Liraz, für die unterhaltsamen, kurzweiligen und lehrreichen Workshops in all unseren Klassen danken.
Ein weiterer Dank gilt den Schülern der Klassen 7 und 10, die beim Auf- und Abbau der Wanderausstellung geholfen haben. Ein besonders kniffliges Puzzle galt es am Nachmittag des 14.03.2023 zu lösen, als alle Sitzkisten mit den Ausstellungsstücken nach einem bestimmten System wieder in den kleinen Tourbus eingestapelt werden mussten. Besonders hervorzuheben ist die Geduld zweier Schüler aus der Klasse 10, die die Teppiche so oft eng zusammenrollten, bis auch wirklich noch der letzte Teppich in den Tourbus hineinpasste…
Anke Fröhlich, Fachlehrerin für Lebenskunde-Ethik-Religion